Die kurze Antwort ist
NEIN - Knochendrucknekrose ist kein Thema bei den hohen Insertionsdrehmomenten, die durch die Osseodensification mit den Densah®-Bohrern erreicht werden. Tatsächlich unterstreicht die Literatur, dass die Kombination aus höheren Drehmomentwerten und dichtem umliegenden Knochen die Primärstabilität und Heilung verbessert und die Mikrobewegung des Implantats minimiert. [02] Der Begriff Pressure Osseonecrosis (Knochendrucknekrose) wurde in der Literatur - trotz häufiger Verwendung - nie klar definiert, versteht sich jedoch im Allgemeinen als übermäßige Kompression (Druck) von Knochen, die bei der Implantatinsertion entsteht und auf kortikalen dichten Knochen beschränkt ist. [03] Die Theorie lautet, dass hohe Insertionsdrehmomente von über 40-45 Ncm bei der Implantatinsertion zu Ischämie und Mikrozirkulationsstörungen bei Osteozyten führen können, die zu Knochenabbau führen. Die Kompression des Knochens über seine physiologischen Grenzen hinaus kann zu einer Ischämie führen, die wiederum in einer knöchernen Nekrose resultiert. [04-05]
Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Daten, die diese Theorie stützen und keine wissenschaftlichen Belege für dieses Phänomen. Zudem haben sowohl tierhistologische als auch humankontrollierte klinische Studien gezeigt, dass ein hohes Insertionsdrehmoment keine Knochennekrose verursacht. Trisi et al. zeigten, dass ein hohes Insertionsdrehmoment in dichtem Knochen keine Knochennekrose oder Implantatversagen verursacht. Tatsächlich erhöhte sich histologisch gesehen der anfängliche BIC (bone to implant contact) und förderte die Primärheilung und den Umbau in den Wochen 1-6 im Vergleich zu niedrig gesetzten Insertionsdrehmoment-Implantaten. Das mit 110 Ncm gesetzte Implantat zeigte eine primäre Knochenheilung ohne Knochenverlust nach 3 Wochen und 40% Knochenumbau nach 6 Wochen. [06] Die klinische Studie von Ottoni et al. setzte hohe Insertionsdrehmomente mit einer erhöhten Überlebensrate von Einzelzahnimplantaten unter funktioneller Belastung in Beziehung. Er schlussfolgerte , dass für jede 9,8 Ncm Drehmoment, die hinzugefügt wurden, das Risiko eines Implantatversagens um 20% reduziert wurde. [07] Khayat et al. kamen zu dem Schluss, dass der Einsatz eines hohen Insertionsdrehmoments von bis zu 176 Ncm die Osseointegration nicht verhindert oder hemmt. [08] Perren et al. setzten Kompressionsplatten in das Schienbein von Schafen ein und beobachteten, dass der Druck an den Schraubstellen von etwa 40 MPa nicht zu einer Drucknekrose führte, sondern zu einem allmählichen Druckabfall aufgrund der Knochen-Viskoselastizität. [09] Transiente Ischämie kann ein wichtiger Aspekt bei der Einleitung der Frakturheilung sein. Bei einer für 4,5 h anhaltenden Ischämie im Schienbein einer Ratte wurde festgestellt, dass diese eine periostale Proliferation anstatt eines Absterbens des Knochens verursachte. [10] Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es zu einem langsamen, allmählichen Rückgang der Knochenspannung kommt, die bei der Implantatinsertion entsteht. Dieser Rückgang ist die Folge von : 1. viskoelastischer Entspannung des Knochens und 2. normalem Remodeling durch grundlegende multizelluläre Bereiche, wobei vorbelasteter Knochen durch neuen Knochen ersetzt wird, und zwar durch internes Remodeling statt durch Oberflächenresorption. [11-12] Ein höheres Insertionsdrehmoment in Kombination mit der Osseodensification des Implantatbettes ist demnach sehr erstrebenswert.
[02] Trisi, P., et al., Implant micromotion is related to peak insertion torque and bone density. Clin Oral Implants Res, 2009. 20(5): p. 467-71.
[03] Winwood, K., et al., The importance of the elastic and plastic components of strain in tensile and compressive fatigue of human cortical bone in relation to orthopaedic biomechanics. J Musculoskelet Neuronal Interact, 2006. 6(2): p. 134-41.
[04] Bashutski JD, D.S.N., Wang HL, Implant pressure necrosis: Current understanding and case report. J Periodontal 2009; 80:700-704., 2009(80): p. 700-704.
[05] Haider R, e.a., Histomorphometric analysis of bone healing after insertion of IMZ-1 implants independent of bone structure and drilling method. Stomatol, 1991(88): p. 507-521.
[06] Trisi, P., et al., High versus low implant insertion torque: a histologic, histomorphometric, and biomechanical study in the sheep mandible. Int J Oral Maxillofac Implants, 2011. 26(4): p. 837-49.
[07] Ottoni, J.M., et al., Correlation between placement torque and survival of single-tooth implants. Int J Oral Maxillofac Implants, 2005. 20(5): p. 769-76.
[08] Khayat PG1, A.H., Tourbah BI, Sennerby L., Clinical outcome of dental implants placed with high insertion torques (up to 176 Ncm). Clin Implant Dent Relat Res. , 2013. 15(2): p. 227-33.
[09] Perren, S.M., et al., The reaction of cortical bone to compression. Acta Orthop Scand Suppl, 1969. 125: p. 19-29.
[10] Svindland, A.D., et al., Periosteal response to transient ischemia. Histological studies on the rat tibia. Acta Orthop Scand, 1995. 66(5): p. 468-72.
[11] Halldin, A., et al., The effect of static bone strain on implant stability and bone remodeling. Bone, 2011. 49(4): p. 783-9.
[12] Perren, S.M., Evolution of the internal fixation of long bone fractures. The scientific basis of biological internal fixation: choosing a new balance between stability and biology. J Bone Joint Surg Br, 2002. 84(8): p. 1093-110.